Mit dem Heranwachsen des Welpen zum Junghund – etwa mit
drei bis fünf Monaten – und sobald die ersten Übungs suchen
und das Zurückkommen zum Führer nachhaltig erfolgreich verlaufen
sind, finden die nächsten Übungssuchen in Einständen
mit Wildvorkommen statt. Das Gelände sowie die Bestandsstruktur
können nun – dem Ausbildungsstand des Hundes entsprechend
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– etwas anspruchsvoller sein.
Dabei stellt sich natürlich die Gretchenfrage, ob dem künftigen
Stöberhund Gelegenheit gegeben werden soll, auch Rehwild zu
jagen. Alexander Busch sieht darin kein Problem: „Auf den meisten
Drückjagden sind heutzutage auch Rehe freigegeben. Warum
sollte der Hund das also nicht tun?“ Das Hauptargument
dagegen ist, dass der Vierläufer sich später auf Rehwild konzentrieren
und die Sauen im Treiben ignorieren könnte. „Dann muss
der Vierläufer eben auch häufiger die Möglichkeit haben, an
Sauen zu kommen“, sagt Busch. „Je mehr unterschiedlichen
Wildkontakt der Vierläufer bekommt, desto besser“, ist sich der
Göttinger sicher.
Wie weit der Hund bei den ersten freien Suchen geht, ist individuell
ganz unterschiedlich. Alexander Busch hat die Erfahrung gemacht,
dass es Vierläufer gibt, die mit fünf Monaten bereits ausgiebig
lauthals stöbern und sich weit vom Führer lösen. Mitunter
sind solche Kandidaten sogar 20 Minuten oder gar länger unterwegs.
Andere kleben mit sieben Monaten noch immer an ihrem
Führer und entfernen sich nicht weiter als 50 Meter. „Je mehr sich
der Hundeführer darüber sorgt, wann sein Hund denn nun endlich
stöbert, desto mehr wird der Vierläufer diesen Druck und die
Gemütslage seines Menschen spüren und noch deutlich kürzer
jagen“, resümiert Busch.
Die gesamte Stöberhundausbildung erfordert, dass der Hundeführer
den Charakter seines Hundes sehr gut einschätzen kann
und entsprechend agiert. Zu viel Druck kann dazu führen, dass
der Hund nur noch widerwillig oder überhaupt nicht mehr planmäßig
stöbert. Mangelhafter Gehorsam oder mangelnde Führerbindung
kann zur Folge haben, dass der Hund nur seinen benötigten
Auslauf sucht oder sich durch weites Umherjagen des
Wildes selbst belohnt.
Niemals sollten solche Stöberübungen unter Zeitdruck absolviert
werden. Jagt der Hund einmal, muss er lernen, von allein
zurückzukommen. Der größte Fehler, den Hundeführer machen
können, ist es, den Hund einzufangen. Dadurch lernt er, dass das
viel bequemer ist, als aus eigenem Antrieb zurückzukehren. Aus
diesem Grund verbietet sich das Üben in der Nähe von Straßen
oder gar in der Nähe von beliebten Wanderwegen, auf denen
sich der Hund Spaziergängern anschließen könnte – ganz
gleich, in welchem Ausbildungsstand der Hund sich zu dieser
Zeit befindet.
Um die Stöberleistung des eigenen Hundes einschätzen und
beurteilen zu können, empfiehlt es sich, ihm ein Ortungsgerät
anzulegen. Solange der Junghund sich nicht weiter als 50 Meter
entfernt, braucht er das nicht. Jagt er aber schon weiter und
bleibt bis zu 25 Minuten oder länger weg, ist es – je nach Gelände
– schwierig einzuschätzen, wie weit er weg war und ob er planmäßig
gearbeitet hat. Auch seine Art zurückzukommen – auf
direktem Weg oder durch Bogenschlagen – offenbart ein solches
Gerät dem Hundeführer in Echtzeit. Moderne Ortungsgeräte wie
etwa der Tracker (siehe Seite 86) verfügen auch über eine Lautanzeige
und können vom Hundeführer angerufen und abgehört
Fotos: Thore Wolf
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