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Feinschliff
rer bewusst nutzen und seinen Hund freudig loben, sobald
dieser seine Nähe aufsucht. Welpen, die sich bei den ersten
Übungen weiter als 50 Meter entfernen, sind die Ausnahme.
Der an seinem Platz sitzende Hundemann stellt bei dieser
Übung den zentralen Bezugspunkt für seinen Vierläufer dar.
Genauso wie es später im echten Jagdbetrieb sein soll. Deshalb
ist es völlig kontraproduktiv, den Hund mit Druck und
lauten oder gar aggressiven Kommandos zur Suche animieren
zu wollen.
Löst sich der Hund nicht vom Führer, heißt es entweder abwarten
oder einpacken, um es an einer anderen Stelle oder gar an
einem anderen Tag erneut zu probieren. Solange der Führer
Geduld aufbringt, wird sich irgendwann jeder Hund immer
mehr von ihm lösen, um die weitere Umgebung zu erkunden.
Die Kreise, die der Zögling zieht, werden mit Sicherheit im
Laufe der Zeit immer größer. Vor allem durch das zeitlich parallel
laufende und immer wiederkehrende Üben des Hundes
auf Schleppen und ansatzlosen Führerspuren (siehe Seite 22)
weiß der Vierläufer irgendwann, dass es sich für ihn lohnt, die
Gegend zu erkunden, weil es entweder etwas Fressbares oder
sonstige interessante Entdeckungen zu machen gibt.
Alle neuen Eindrücke, die der Welpe bei diesen ersten Erkundungen
sammelt (Losung, Wildwittrung und so weiter),
kommen zu diesem Zeitpunkt bereits einem erfolgreichen
Stöbern gleich. Diese positiv verknüpften Erlebnisse sind die
Triebfeder für das künftige Handeln des Solojägers.
Mit zunehmendem Alter und wachsender Selbstsicherheit erweitert
sich der Such-Radius des jungen Hundes. Um die Erfolgserlebnisse
des künftigen Stöberspezialisten zu steigern,
präpariert Jörg Lambert beispielsweise die zuvor ausgewählte
Örtlichkeit mit Abwurfstangen oder Läufen von Rot- oder
Schwarzwild. Sozusagen als Jackpot bietet es sich sogar anfangs
an, einen Futternapf im Bestand zu verstecken. Mit zunehmendem
Übungsfortschritt lässt sich so bereits nach Einnehmen
des Standes eine freudige Erwartungshaltung bei den
Welpen feststellen. Der Grundstein für die spätere Zusammenarbeit
ist gelegt.
Diese Übung ist keinesfalls gleichzusetzen mit dem Laufenlassen
des Hundes beim Spazierengehen. Während der Gassirunden
ist die Angst des Welpen davor, seinen Menschen aus
den Augen zu verlieren, zu groß. „Diese Furcht verhindert
wiederum das erfolgreiche Erkunden der Umgebung sowie
das Auswerten der dabei gesammelten Eindrücke“, sagt Lambert.
Lernen findet nach seiner Auffassung und der vieler
Hundeausbilder nur im entspannten Umfeld statt.
Alexander Busch baut im Laufe der Ausbildung bei den Übungen
der freien Suche bewusst gewisse Rituale ein. So legt er
Foto: Michael Stadtfeld
dem Hund – wie später im Echtbetrieb – bereits eine Weste sowie
ein Ortungsgerät an und nimmt auch die Waffe mit auf den Stand.
„Durch diese immer wiederkehrenden Rituale lernt der Hund
recht schnell, was im Folgenden von ihm erwartet wird. Dies ist
nicht nur für die Stöberarbeit wichtig, sondern auch, wenn der
Hund neben der Stöberjagd auch auf Schweiß eingearbeitet wird.
Ein halbwegs intelligenter Hund lernt im Laufe der Zeit alleine
durch das Anlegen unterschiedlicher Ausrüstung, beispielsweise
Schweißgeschirr oder Signalhalsung, welche Aufgabe auf ihn zukommt.“
Fotos: Alexander Busch, Thore Wolf
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