Über den Wert des lauten Jagens
laut jagen? Wir aber setzen diese Rassen teilweise in anderen jagdlichen Bereichen
ein und dann kann dieses Defizit zum Problem werden. Auch der Ungarische Vorstehhund
jagt überwiegend stumm, obwohl die Pannonische Bracke zu seinen Ahnen
gehören soll Auch er ist von Hause aus ein Feldhund, und dort brauchte er den
Laut ja nicht – ebenso wenig wie die englischen Vorsteh- und Apportierspezialisten..
Auch die aus den Weiten Osteuropas zu uns gekommenen „Nordischen Hunde“,
die Laiki, jagen fast immer lautlos. Da sie außerdem relativ hochläufig (= schnell)
und sehr wildscharf sind, erfüllt ihr Einsatz bei Bewegungsjagden aus meiner Sicht
klar den Tatbestand der (seit 1952 verbotenen) Hetzjagd. Viele Retriever, Laiki und
manchmal auch Vertreter der anderen Stummjager werden auf Verbandsschweiß-
beziehungsweise Verbandsfährtenschuhprüfungen geführt. Eine der Zulassungsvoraussetzungen
dazu ist aber, dass der jeweilige Hund den Nachweis des lauten Jagens
zuvor erbracht haben müsste. Das erscheint mir bei der Vielzahl der auf diesen
Prüfungen geführten Hunde aus dem Stummjager-Spektrum aber etwas rätselhaft.
Könnte es sein, dass es (Verbands-)Richtern manchmal reicht, wenn der Hund
Standlaut gibt, um ihm das laute Jagen attestieren zu können? Standlaut gibt jeder
Hund, ob Mops, Bracke, Laika oder Deutsch-Drahthaar. Insofern wäre es absolut
falsch, den Laut beispielsweise in einem Schwarzwildgatter feststellen zu wollen.
Auch den Sichtlaut kann man seriös dort nicht überprüfen. Meist bewegen sich die
Sauen – im Verhältnis zur freien Wildbahn – doch recht langsam und die Hunde
zeigen allenfalls einen „bewegten“ Standlaut.
Eine „Fortbildung“ beziehungsweise Unterweisung in der Feststellung der Art des
Lautes für unsere JGHV – Verbandsrichter wäre aus meiner Sicht wünschenswert.
Hier scheinen klare Wissenslücken erkennbar zu sein. Für eine waidgerechte (auch
wenn dieser Begriff nicht mehr zeitgemäß zu sein scheint) Jagd im Wald und bei der
Nachsuche kranken Schalenwildes ist das laute Jagen unabdingbar. Es liegt auch in
der Verantwortung der Jagdherren/Jagdleiter/Jagdveranstalter, welche Hunde bei
Bewegungsjagden eingesetzt werden. Wenn sie sich immer ihrer Verantwortung
auch dafür bewusst wären, gäbe es sicher weniger tierschutzrelevante Streckenergebnisse.
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Bernd Krewer