Page 19 - Jagd-Teckel III-2023
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Otto – oder was kost´ der Dackel
Wir waren auf einer Jagd in der Wetterau und ich hatte an diesem Tag Jagd-
glück. 2 Sauen konnten zu Jagdfreund Werners Strecke beigetragen werden.
Kurz vor Jagdende gegen 13.30 rief Jagdfreundin Martina an und meldete „Otto
ist im Bau“. Die gute Laune war schlagartig weg und ich fuhr zum Fuchs- ge-
nauer gesagt riesigen Dachsbau. Otto war lauthals im Bau aktiv, kläffte mal hier
mal dort und hatte offenbar viel Freude dabei. Ich eher nicht und fing daher
an, so laut ich konnte, nach Otto zu brüllen. Den genauen Wortlaut gebe ich
lieber nicht preis, er war jedenfalls nicht ganz jugendfrei. Das hatte zur Folge,
dass Otto nunmehr ob der „Verstärkung“ von oben im Bau umso aktiver wurde.
In späteren Jahren habe ich es mir weitgehend abgewöhnt, nach dem Hund zu
rufen, wenn er - von mir ungewollt - im Bau eingeschlieft war, da es fast immer
genau den gegenteiligen Effekt hatte, den ich wollte. Je mehr ich fluchend vor
dem Bau saß und hineinbrüllte, desto mehr ging im Bau die Post ab und desto
später kam Otto wieder heraus.
Um die Geschichte abzukürzen: gegen 20.00 Abends, die Jagdgesellschaft hatte
das deftige Schlachtessen schon lange bewältigt und die ersten Jäger fingen an
bei bester Laune schmutzige Witze zu erzählen, während ich die ganze Zeit mit
flauem Magen daneben saß, hatte ich mir vorgenommen letztmalig nach Otto
zu sehen. Der Dachsbau war ja einige Kilometer vom Schüsseltreiben entfern.
Am Bau angekommen war mittlerweile Ruhe eingekehrt. Ich leuchtete mit der
Taschenlampe die Bauanlage ab und wollte mich gerade wieder zum Auto be-
mühen und nach absetzen des Hundekorbs die Heimreise antreten, als Otto
plötzlich aus einem der vielen Löcher ausschliefte. Überglücklich nahm ich ihn in
die Arme - verwundet war er offenbar nicht. Alle Flüche und Drohungen waren
vergessen und ich war einfach nur froh, den Hund wieder zu haben. Soweit ich
mich erinnern kann, war es das letzte Mal, dass Otto gänzlich unverletzt aus ei-
nem Bau wieder ausgeschlieft ist. Als ich Otto ins Auto hob, fiel mir plötzlich ein:
hier fehlt doch was. Otto war doch mit Warnweste eingeschlieft und jetzt hatte
er nichts mehr an. Auch die intensive Suche der nächsten Tage brachte nichts
und so liegt die Warnweste mit nagelneuem Tracker und SIM – Karte wohl noch
heute in einem Fuchsbau in der Wetterau. Die Aussage einiger Jäger bei den
Jagden der nächsten Jahre, sie hätten nur deshalb nicht auf den anwechseln-
den Fuchs geschossen, weil der eine orangene Warnweste getragen habe, kann
man wohl getrost ins Reich der Fabel verweisen. Ottos 1. Bauausflug schlug bei
mir mit 350,- € zu Buche.
Otto war schon als gut 3 Monate alter Dreikäsehoch bei einem Informationsbe-
such in einer Schliefenanlage positiv aufgefallen, als er damals ohne zu zögern
in die dunkle Röhre bis zum ersten Abzweig einschliefte und versuchte, dem
Fuchs an den Balg zu gehen. Aus irgendeinem Grund hasste er schon als Welpe
alles Raubwild abgrundtief. Zu Menschen und anderen Hunden dagegen war er
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